Zur Zeit der Reformation hielten sich alter Volksglaube
und das Wiedertäuferwesen in Ossingen hartnäckiger,
als es der Zürcher Obrigkeit lieb war.
Im 16. Jahrhundert schloss sich die von der Minderheit
der Vollbauern bestimmte Dorfgemeinde ab.
Sie hielt Zuzüger, aber auch die textile Heimindustrie
und im 19. Jahrhundert die moderne Industrie fern.
Getreidebau im Dreizelgensystem dominierte die vorindustrielle Landwirtschaft,
ergänzt durch marktorientierte Weinproduktion.
Ossingen war ab dem Spätmittelalter Marktflecken und Säumerstation
am alten Handelsweg von der voralpinen Ostschweiz nach Schaffhausen;
eine Ziegel- und Kalkbrennerei bestand bis Ende des 19. Jahrhunderts.
Der Anschluss an die Bahnlinie Winterthur-Singen 1875 brachte kaum Wachstumsimpulse.
Die Güterzusammenlegung um 1935 und die Aussiedlung ab 1947 verliehen der Landwirtschaft ein neues Gesicht.
Im Gebiet der Seen wurde in beiden Weltkriegen industriell Torf gewonnen.
Das jüngste, massvolle Wachstum setzte innerhalb zurückhaltender Planung erst ca. 1980 ein,
als immer noch 30% der Bevölkerung im Landbau beschäftigt waren.
Ossingen entwickelte sich zur bevorzugten Wohngemeinde
von Pendlern nach Winterthur und Zürich mit umfassender Infrastruktur
und beispielhaft geschützter Landschaft an Hausersee und Thur.
Die weitgehend erhalten gebliebene bäuerliche Bausubstanz
aus dem 17. bis 19. Jahrhundert
wird in schonender Weise für Wohnzwecke und Gewerbe umgenutzt.