Das erste Zeugnis der Existenz von Humlikon
ist 63 Jahre älter als der Bundesbrief von 1291:
Am 12. Juli 1228 wird der Mönch Konrad von Humlicon in einer Urkunde erwähnt.
Er entstammte der Familie der Freiherren von Humlikon, deren “Burg Herten”
im äussersten Westzipfel des Gemeindegebiets lag.
Sie trugen unser heutiges Wappen,
das halbe, silberne rotbezungte Einhorn in Blau.
Der Zehnten,
also die Steuern unserer mitelalterlichen Vorfahren an ihre weltlichen Herren,
umfasste Getreide, Wein, Obst und Heu. Verhandlungen der Zehntenverhältnisse,
also die Festlegung, wer wieviel abzuliefern hatte,
hinterliessen in den Büchern zahlreiche Dokumente.
Vor über 400 Jahren wurden in diesem Zusammenhang
bereits Flurnamen genannt wie
Wydäcker, Wallenbrunnen, Bifelden, Wienkart, Weiher, Dinglikon -Bezeichnungen,
die jedem Humliker noch heute bekannt sind
und immer noch im Grundbuchplan stehen.
Damals mussten die Humliker
in der Kirche Andelfingen
jedem neuen Landvogt im Anschluss an den sonntäglichen Gottesdienst
den Treueid leisten.
Erste Nachricht von der Existenz einer Schule in Humlikon
enthält eine Amtsrechnung von Töss, die belegt,
dass der erste Schulmeister von Humlikon
als Entschädigung “einen Mütt Kernen” erhielt.
Damals hatte der Lehrer die Schulstube zu stellen.
Erst 1832 beschlossen die Humliker den Bau eines Schulhauses,
das wegen Holzfrass und Mauerschwamm schon nach 5 Jahren abgebrochen werden musste.
Der darauffolgende Neubau wurde 1837 eingeweiht
und diente als Schulhaus bis zur Errichtung des neuen Schulhauses im Gügi 1975 .
Das Kriegsjahr 1799, als die Franzosen die Schweiz besetzt hielten
und auf dem Goldenberg ihre Kanonen
gegen die bei Andelfingen angreifenden Österreicher aufgefahren hatten,
ging nicht spurlos an Humlikon vorbei:
Einmal hatten die 44 Haushaltungen während 8 Wochen 168 Pferde der Artillerie,
einmal während 2 Tagen 600 Pferde samt Mannschaft
zu beherbergen und zu verpflegen.
Die Requisitionen und Plünderungen führten zu einer Hungersnot.
Gräben im Wald hinter der Lingg zeugen von dieser Zeit der Wirren.
Lange Zeit gehörte Humlikon zur politischen Gemeinde Andelfingen, dann zu Adlikon.
1852 wurde im Dorf angeregt,
sich als eigene politische Gemeinde selbständig zu machen.
Erst 20 Jahre später kam es schliesslich durch eine Volksabstimmung dazu
und am 6. Mai 1872 konnten die Humliker ihre ersten Gemeindebehörden wählen.
Wie entwickelte sich die Technik?
Mit der Eröffnung der Bahnlinie Winterthur-Schaffhausen 1857
erhielt das Dorf Anschluss an die grosse Welt.
1904 bekam es seine erste öffentliche Telefonstation
und seit 1911 brennt auf Strassen und in Häusern das elektrische Licht.
Der 4. September 1963
Humlikon verliert einen Fünftel seiner Einwohner
Am 4. September 1963 stürzte bei Dürrenäsch AG eine Caravelle der Swissair ab.
Humlikon oder Huemlike?
Die Herkunft der ortsüblichen Aussprache von «Humlikon»
als «Huemlike» ist ein über die Jahre gereifter Dialekt.
Man spricht da von Verschleifung, Verkürzung.
Der ursprüngliche Ortsname lautete «Humilinghofen»
und bedeutete etwa «bei den Höfen der Leute des Humilo». «-inghofen»
schwächte sich im Laufe der Jahrhundertwend immer stärker ab:
«-ikofe» > «ikon» > «ike».
Der erste Namensbestandteil «Hum»
kommt wohl von der Koseform «Humilo» e
ines germanischen Personennamens «Ummo, Hummo, Umilo» oder ähnlich.
Schon die ersten Belege aus dem 13. Jahrhundert
wechseln in der Schreibweise ab zwischen «Humlikon» und «Huomlikon».
Der Diphtong «uo», der später zu «ue» wurde,
gehörte also schon früh zum Namen.
Das «uo» war früher in der deutschen Sprache allgemein gebräuchlich:
Bruder hiess mittelhochdeutsch «bruoder», gut hiess «guot».
Das Schweizerdeutsche behielt diesen Umlaut bekanntlich bis heute bei (Brueder, guet),
während das Neuhochdeutsche zum langen Vokal «u» wechselte –
eben zu «Bruuder» und «guut».
So kam es,
dass sich die Schreibweise des Ortsnamens an das Schriftdeutsche anpasste –
also Humlikon –,
während die Aussprache den alten Diphtong «ue» beibehielt –
also Huemlike.