Erstmals schriftlich erwähnt wurde «Erlibach»
laut dem Glarner Historiker und Politiker Aegidius Tschudi
allerdings erst im Jahre 981 anlässlich eines Güterabtauschs
zwischen dem Grafen von Lenzburg und dem Kloster Einsiedeln.
Bis ins späte Mittelalter hat das Kloster Einsiedeln zahlreiche Rebparzellen
und einige Höfe in Erlenbach in seinen Besitz gebracht.
Später unterstand Erlenbach nacheinander mehreren weltlichen Schirmherren,
bis es um 1400 an die Stadt Zürich verpfändet wurde.
Für die zwei mittelalterlichen Burgen Balp und Dachsberg,
die in alten Chroniken erwähnt werden,
finden sich dagegen keine gesicherten Belege.
Eine zwar kleine, aber ruhmreiche Nebenrolle spielte Erlenbach
während des Alten Zürichkriegs, als Innerschweizer Freischärler versuchten,
sich durch eine räuberische Weinlese in den Erlenbacher Rebbergen
für den Weinboykott durch die Zürcher zu entschädigen.
In der «Schlacht bey Ehrlibach» vom 6. Oktober 1445
wurden die Weindiebe von Zürcher Truppen so geschlagen,
dass «der see gar wüt vom land gantz rot farw ward von itligem bluot»,
wie ein zeitgenössischer Chronist das blutige Ende der Schlacht schilderte.
Dass sich die lnnerschweizer Helden, wie die Sage geht,
von mutigen Erlenbacherinnen in die Flucht schlagen liessen,
die mit Pfeifen und Pfannendeckeln eine Übermacht der Zürcher Truppen vortäuschten,
bezweifelt bis heute keiner, der die Erlenbacher Frauen kennt!
Gar mitten im internationalen Kriegsgeschehen stand Erlenbach im Jahre 1798,
als innerhalb weniger Monate französische, dann österreichische, russische
und schliesslich wieder französische Truppen in der Gemeinde Quartier nahmen,
Ställe und Wohnhäuser requirierten
und mit ihren Forderungen nach Verpflegung und Unterhalt
die Bevölkerung in Rage brachten.
Vier französische und zwei österreichische Soldaten verloren in Erlenbach
bei Scharmützeln ihr Leben.
Bis weit über die Mitte des vorigen Jahrhunderts aber blieb Erlenbach
ein kleines Weinbauerndorf mit weit weniger als 1000 Einwohnern.
Die Agneskirche am alten Dorfplatz,
deren Bau anfangs des 16. Jahrhunderts rund zwanzig Jahre in Anspruch nahm
und die Erlenbacher zu mehreren fragwürdigen Finanzierungsabenteuern verleitete,
blieb bis 1703 ein bloss nebenbei betreuter Ableger der Küsnachter Kirche.
Und das erste Schulhaus, das 1835 an der Seestrasse gebaut wurde,
umfasste gerade mal zwei Klassenzimmer.
Ausserhalb des Dorfkerns gab es bloss einige wenige Häusergruppen
im Lerchenberg, Wyden, Isler und Bindschädler, etliche verstreute Einzelhöfe
und eine Handvoll herrschaftlicher Landsitze,
darunter das heutige Kultur- und Begegnungszentrum Erlengut,
die Mariahalde oder den Landsitz Schönegg,
zu dem auch das heutige Turmgut mit dem Erlenbacher Wahrzeichen, dem Rebturm, gehörte.
Wer nicht als Bauer, Bäcker, Metzger oder Handwerker sein Auskommen fand,
arbeitete damals in Heimarbeit als Spinner oder Weber –
1850 gab es in Erlenbach 215 Seidenweber –
oder später in der Erlenbacher Weberei und Zwirnerei
des Thalwiler Seidenfabrikanten Robert Schwarzenbach.
Die drei einzigen grösseren Industrieunternehmen von Erlenbach,
die Maschinenfabrik Schärer an der Seestrasse, die mit ihren Spulmaschinen Weltruf erlangte,
die Grossbuchbinderei Baumann (heutiger Erlibacher Märt)
und die Holz- und Metallwarenfabrik Erba am Bahnhof
stellten alle in den achtziger Jahres des letzten Jahrhunderts ihre Produktion ein.
Eine erste deutliche Entwicklung vom Weinbauerndorf
zur Vorortsgemeinde von Zürich
erlebte Erlenbach nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Zürich – Rapperswil im Jahre 1894.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg aber wandelte sich Erlenbach
vom ländlichen Zürichseedorf zur modernen Agglomerationsgemeinde
und zu einer der begehrtesten Wohngegenden der ganzen Schweiz.
quelle erlenbach.ch